Geschichte der Zunft
Die Urgeschichte der Frankfurt-Sachsenhäuser Fischerzunft
anlässlich der 1000-Jahr-Feier vom 7. bis 10. Juli 1951
Text von Ehren-Zunftmeister Adolf Klein
Es war im Jahre 774, als Kaiser Karl gegen die Sachsen Krieg führte und nach dem Kriege viele sächsische Krieger gegenüber seiner Residenz Frankfurt am linken Mainufer verbannte und ansiedelte. Die Angesiedelten hausten hier (daher der Name Sachsenhausen) und lebten hauptsächlich von Fischfang und Jagd, da der Main ein sehr fischreicher Fluss war und der damalige Wald sich bis zur heutigen Mörfelder Landstraße hinzog. Gefischt wurde in dieser Zeit mit Weidenkörben und Weidenreusen, späterhin auch mit Netzen und Angelschnüren.
In einem späteren Kriege führte Kaiser Karl nochmals eine größere Zahl sächsischer Krieger an das linke Mainufer, aber mehrere hundert Meter unterhalb der zuerst verbannten Sachsen. Aber auch diese zuletzt verbannten Krieger lebten ebenfalls von Fischfang und Jagd. Alle verbannten Sachsen wurden streng überwacht, um eine Rückkehr zum sächsischen Heere zu verhindern. Beide Gruppen lebten gegenüber in strenger Abgeschlossenheit und fischten mit Weidenkörben und Weidenreusen. Die zuletzt Angesiedelten nannte man die Unterreußer und die oberen, zuerst angesiedelten Sachsen die Oberreußer (späterhin die Oberhäuser und Unterhäuser).
Fast 200 Jahre später, 945, schlossen sich die bis dahin entwickelten Berufsfischer als Bruderschaft und Gilde zusammen, um, wie es in der Gründungsurkunde heißt: Den Fischfang genemiglich auszuüben, um Fehde und Zwistigkeiten zu lassen und die Bevölkerung von Frankfurt mit Fischen als Nahrung zu versehen.
Die spätere Fischer- und Schifferzunft, deren Mitglieder Nachkommen von den 945 als Bruderschaft zusammengeschlossenen Berufsfischern waren, ist also nicht nur die älteste Zunft der Gewerbetreibenden der Stadt Frankfurt-Sachsenhausen, sondern auch die älteste Fischerzunft nachweislich am ganzen Mainstrom.
Die Geschichte reicht zurück in jene Zeit, wo alle gewerblichen Einwohner Frankfurt-Sachsenhausens (die Kaufleute ausgenommen) unfrei, also dienst- oder hofhörig waren. Dass die Fischer zu bestimmten persönlichen Frondiensten dem König verpflichtet waren, beweist die Urkunde Ottos des Dritten vom Jahre 994, wonach alle Fische, die von den Fischern von Donnerstag bis Freitag gefangen wurden, an die königliche Hoftafel anzuliefern waren. Auch mussten die Fischer den Bischof nach Artikel 115 und 117 innerhalb eines bestimmten Bezirkes bis zum Rhein per Schiff fahren. Der Schutzpatron der Fischer war St. Nikolaus, und die Fischer stifteten beim Bau der Kirche, wie beurkundet wird, größere Summen. Das Verhältnis der Fischer zum Rate der Stadt Frankfurt war ein sehr freundliches. Nach einem Aktenstück von 1236 mussten alle Fischer geloben und schwören, den Bürgermeistern und Schöffen, dem Rat und der Stadt getreu und hold zu sein und sie und die Bürger vor Schaden (Hochwasser und Eisgang) zu schützen. Die Fischerzunft hatte zwei Sitze im Rat der Stadt Frankfurt. An der Spitze stand der Zunftmeister und die geschworenen Meister, welche alljährlich von den Mitgliedern gewählt wurden. Keiner wurde als Meister aufgenommen, der nicht die Fischerei ordentlich gelernt und Proben seiner Geschicklichkeit abgelegt hatte. Nur die männlichen Personen der Fischberechtigten Familien genossen die Erbfolge. In Bezug auf Gewerbe hatten die Fischer besondere Abzeichen an Ihrem Hause und namentlich dort, wo die Zunftstube war. Über dem Eingang derselben hing ein schmiedeeiserner Kranz mit dem Wappen, gewöhnlich einem Fische. Das Ganze war reich mit Arabesken umgeben und mit einer Inschrift versehen. Die Wände der Zunftstube waren ebenfalls mit Abzeichen und Bildern ihres Lebens und Treibens geziert. Auf den Gesimsen standen Weinkannen, über deren Gebrauch bei Jahresabschlüssen viele Mitteilungen Kunde gaben, dass es in der Zunftstube zuweilen hoch herging.
Die Zunft besitzt eine Lade, welche sich im städtischen Archiv befindet, in der die Akten und alten Jahresrechnungen sowie die Privilegien und Zunftsiegel aufbewahrt werden. Die Einnahmen der Fischerzunft beschränkten sich in früherer Zeit meistens auf allgemeine Umlagen, auf Stiftungen und die von den als Meister Aufgenommenen zu zahlenden Prüfungsgelder sowie auf Ein- und Ausschreibegebühren. In den ältesten Jahresrechnungen findet man unter den Ausgaben durchweg Schenkungen an die Altare. Man wollte zum Seelenheil etwas tun und fand sich meist wohler unter dem Schutze der Kirche als unter dem des Adlers.
Über das Fischereirecht der Fischer sind Akten, vom Jahre 1414 bis 1532 datierend, über die so genannte „Fischwaydt“ vorhanden, nach welchen die Frankfurter und Sachsenhäuser Fischer mainabwärts bis zum Rhein und aufwärts bis Aschaffenburg fahren durften; ebenso kommen solche Privilegien 1546 und 1660 vor. So hat die Fischer- und Schifferzunft bis zum heutigen Tage ihre Rechte an der Fischerei und Überfahrten hochgehalten, denn für die Personenbeförderung in der Zeit, in der die alte Mainbrücke die einzige Brücke war, die Frankfurt und Sachsenhausen verband, bestanden an allen den Punkten, wo später Brücken erbaut wurden, Überfahrten, die sämtlich von Frankfurter und Sachsenhäuser Fischern betrieben wurden.
Die Fischerei ist heute durch die Kanalisation und die Uferregulierung sowie durch die Abwässer der chemischen Fabriken sehr zurückgegangen. Die Berufsfischer sind heute in ihrer Existenz sehr geschädigt.
Ehren-Zunftmeister Adolf Klein
Ein wenig Geschichte …..!
von Hans Burck
ca. 1995
Durch die schrecklichen Kriegseinwirkungen wurden fast alle Dokumente und Bücher zerstört, verbrannten oder gingen anderweitig verloren, bis wenigen Schriftstücken, wie dieses alte Buch von 1836. Die alte Zunfttruhe im Stadtarchiv vor dem Feuer und Bomben gerettet, wurde in den ersten Nachkriegstagen gestohlen und ist seitdem unauffindbar.
Bis 1953 wurde die Berufsfischerei im Frankfurter Mainbereich nur noch zum Teil betrieben, danach nahm die Flussverschmutzung enorm schnell zu. In der nachfolgenden Zeit gab es mehrere vernichtende Fischsterben, der Rest war durch chemische Rückstände so stark belastet, dass jegliches Fischen zum Erliegen kam. Auch das Zunftleben war kaum noch vorhanden.
Erst Anfang der 70er Jahre kam etwas Regung im Zunftleben auf. Nach dem Tode des alten Zunftmeisters Theodor Schauermann übernahm August Burck den Vorsitz der Fischerzunft. Der Umweltschutz zeigte seine ersten Erfolge, die Wasserverschmutzung nahm langsam ab. Der Angelkartenverkauf kam wieder in Bewegung und nahm zu. Dadurch konnten wir die Fischbesatzmaßnahme wieder in gezielter Form vornehmen, erst in kleinen Mengen. 1975 wurden 30 kg Satzaale und 5000 Hechte eingesetzt. 1976 und 1977 folgten weiter Besatzmaßnahmen mit Hechten und Zander.
Ab 1977 wurden wieder regelmäßige Jahreshauptversammlungen durchgeführt. Damaliger Stand: 34 Mitglieder. Eine neue Zunftfahne wurde angefertigt, die alte wurde als Leihgabe dem Historischen Museum der Stadt Frankfurt am Main übergeben, damit die Fahne nicht weiter verfällt, sie ist bereits über 500 Jahre alt. Netze wurden angefertigt oder neu gekauft, sowie 10 Aalreusen bestellt. Nun wurde auch wieder gefischt und die jüngeren Mitglieder mit der Gegebenheit der Fischerei vertraut gemacht.
Die Wasserqualität hat sich im wesentlichen weiter verbessert, so dass wir auch öfters zum Fischen fuhren, die Fangergebnisse konnten sich sehen lassen. Die Friedfische (Brassen hauptsächlich) hatten sich in den letzten Jahren stark vermehrt, so dass sich unsere Besatzmaßnahme hauptsächlich auf Raubfische (Zander, Hechte, Aale) festlegten. Dies hat sich in den folgenden Jahren gut bewährt. Es wurden doch wieder öfters Zander und Hechte gefangen. Von dem Sportangler auf Strom wurden uns diese Tatsachen auch bestätigt.
Mittlerweile mussten wir uns im Vorstand auch einmal Gedanken über einen Standort machen. So entschlossen wir uns, wenn es finanziell möglich ist, für eine schwimmende Anlage, dazu einen angemieteten Platz im Osthafenbecken, den wir auch in Eigenhilfe einzäunen konnten. So hatten wir endlich einmal für unsere Zunft ein eigenes Domizil mit einem gemütlichen Unterkunftsraum und einem Geräteraum, sowie eine Anlegestelle für mehrere Wasserfahrzeuge.
Endlich im Sommer 1993 haben wir in Höchst bei der Bootswerft Speck einen schwimmenden Unterbau anfertigen lassen, Größe 16 m x 6 m. Darauf stellten wir eine stabile Hütte, 7m x 4 m mit 2 Räumen, einen Raum als Unterkunft und den Anderen für die Fischereigeräte und Werkzeuge. Nun hatten wir ein gestecktes Ziel erreicht. Fischeinsatz 1994, wie in den vorangegangenen Jahren. Für 5.000,– DM: Farmaale im August, im November waren es 10.000 Zander und 5.000 Karpfen sowie 2.000 Schleie.
1995 Die Wasserqualität hat sich wieder leicht gebessert.
Nun bereiten wir uns auf ein großes Fest vor
„1050 Jahre Frankfurter Fischer- und Schifferzunft“
3. September 1995
Unser Zunftmitglied Anton Nauheimer stellte uns für diesen Tag sein neuerbautes Schiff „Wappen von Frankfurt“ kostenlos zur Verfügung.
Wir hatten 295 geladene Gäste aus den befreundeten Zünften, Stadtverordnete, Hafenmeistereien, das Feuerlöschboot, Wasserschutzpolizei, das Rote Kreuz und einige Sachsenhäuser Vereine.
Es war ein würdiger, gelungener Festtag für die Zunft.